Nachhaltigkeit bei Geschäftsreisen

So können Unternehmen Geschäftsreisen nachhaltiger gestalten

Götz Reinhardt |

Nach langen Monaten des Wartens liegt wieder Aufbruchstimmung in der Luft – endlich! Das werden sicherlich viele von Ihnen sagen. Das vergangene Jahr hat uns deutlich gezeigt: Internationale Geschäftsbeziehungen und Produktionsstandorte verlangen auch weiterhin nach geschäftlichen Reisen. Blicken wir aber auf das derzeit viel diskutierte Thema Nachhaltigkeit wird schnell klar: Geschäftsreisen werden, nein müssen sogar, in der Post-Covid-Ära anders aussehen.

Der klimafreundlichen Geschäftsreise gehört die Zukunft

Das haben auch deutsche Travel Manager erkannt: Zwei von drei (68 %) geben im aktuellen Wakefield Business Travel Report an, dass sie bereits Änderungen vorgenommen haben, um einen größeren Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Weitere 24 % sagen, dass sie solche Veränderungen in den nächsten 12 Monaten planen. Die Frage bleibt, wie Unternehmen neue Nachhaltigkeitsziele einhalten können, sobald sie den Geschäftsbetrieb wieder hochfahren. Als eine der größten Hürden empfinden die Befragten beispielsweise die Auswahl von Alternativen zu Flugreisen (50 %). 

Das Geschäftsreiseumfeld bietet darüber hinaus aber noch viel mehr Potenzial, um Nachhaltigkeitsambitionen in die Tat umzusetzen. Voraussetzung für klimaschonendes Handeln ist, dass Unternehmen ihren tatsächlichen CO2-Fußabdruck kennen. Nur auf dieser Basis können sie ihr Reiseprogramm nachhaltig ausrichten und effizient steuern. Sie können nur managen, was sie auch messen können und dabei unterstützen digitale Lösungen.

Diese fünf Ansätze können Unternehmen helfen, ihre guten Intentionen in die Tat umzusetzen:

  1. Nachhaltigkeit priorisieren und Bewusstsein schärfen: Auch wenn Nachhaltigkeitsthemen inzwischen in der Öffentlichkeit omnipräsent sind, braucht es Zeit, bis sich neue Verhaltensmuster in Unternehmen durchsetzen. In unserer Umfrage erachten Geschäftsreisende mangelnde Unterstützung und Freigaben durch Führungskräfte als größtes Hindernis für die Einführung nachhaltiger Reisen (17 %). Doch die Verantwortung liegt nicht allein bei den Vorgesetzten. Der erste Schritt zur nachhaltigen Geschäftsreise liegt darin, das Nachhaltigkeitsbewusstsein über alle Hierarchieebenen hinweg zu stärken. Bereits 2019 war laut SAP-Concur-Studie für die große Mehrheit der Geschäftsreisenden (80 %) der Schutz des Klimas eine wichtige persönliche Angelegenheit. Allerdings verfügten nur 39 % über die notwendigen Informationen, um Geschäftsreisen nachhaltiger zu gestalten. Hier gilt es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Auswertungen zum eigenen CO2-Fußabdruck bereitzustellen und sie mit Tipps und Richtlinien zu unterstützen.
  2. Reiserichtlinien mitdenken: Der Wunsch nach Veränderung in Sachen Nachhaltigkeit ist unter Geschäftsreisenden bereits deutlich spürbar. So würde die Hälfte der Befragten in Deutschland Reiserichtlinien und Budgets sogar absichtlich missachten, um nachhaltiger zu reisen. Zukunftsorientierte Unternehmen kommen dem mit der Anpassung ihrer Reiserichtlinien zuvor. Sie können beispielsweise „Zug statt Flug“ innerhalb Deutschlands zur Regel machen oder Nachhaltigkeit mit der Präferenz von Direktflügen vor Kostenersparnis stellen. Visionäre Unternehmen appellieren zudem an die Eigenverantwortlichkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denkbar sind hier Mobilitätsbudgets, die Flexibilität bei der Wahl von Verkehrsmitteln bieten, oder die Ergänzung um umweltfreundlichere Übernachtungsalternativen. In diesen Prozess sollten unbedingt Partner einbezogen werden, um auch durch Firmenraten von finanziellen Vorteilen zu profitieren.
  3. Mehr als gute Intentionen: Die nachhaltige Geschäftsreise steht und fällt mit dem eigenverantwortlichen Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit das möglich und zielführend ist, sollten Unternehmen fundiertes Wissen zu Nachhaltigkeitsthemen aufbauen. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Arbeitgeber insbesondere bei der Aufklärung über umweltfreundliche Alternativen nachjustieren müssen: 59 % der Reisenden in Europa wissen nicht, wie sie Business-Trips grüner gestalten können und finden es schwierig, gute Absichten in die Tat umzusetzen. Entsprechend vermissen 18 % der deutschen Geschäftsreisenden explizit Schulungen zu verantwortungsvollem Reisen. Allem voran fehlt aus ihrer Sicht aber der Zugang zu digitalen Tools, die die Nachhaltigkeit verschiedener Buchungsoptionen und das Budget anzeigen (67 % europaweit). Das führt bei der Reiseplanung insgesamt zu einer Vernachlässigung umweltschonender Optionen.
  4. Flexibilität auf ganzer Linie: Die Datengrundlage zur Erfassung des CO2-Fußabdrucks von Reisen, Übernachtungen und Fahrten fehlt vielen Unternehmen also bisher. Da verwundert es nicht, dass 27 % der deutschen Travel Manager die Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsreisen gar nicht kennen. Exakte Analysen mithilfe digitaler Tools schaffen Transparenz, decken Einsparpotenziale auf und minimieren Fehler. Mit integrierten Buchungs-, Abrechnungs- und Genehmigungsprozessen können Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die benötigte Flexibilität für nachhaltige Geschäftsreisen bieten, gleichzeitig Compliance-Verpflichtungen und ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden. Ganz klar: Hinterlegte Reiserichtlinien helfen Travel Managern zudem, die Kontrolle über Buchungen und Aufenthaltsorte zu behalten.
  5. Anreize schaffen, Erfolge anerkennen: Geschäftsreisende in ganz Europa sind der Auffassung, dass Unternehmen mit Initiativen zum CO2-Ausgleich einen zusätzlichen Beitrag zur Klimaentlastung leisten (71 %) können. Auch hier bietet sich die Zusammenarbeit mit Partnern an, die etwa den CO2-Fußabdruck von Flügen berechnen, um in Klimaschutzprojekte zu investieren. Der regelmäßige Austausch von Best Practices und die Anerkennung von Erfolgen geben zwei Dritteln der Geschäftsreisenden in Europa (66 %) zufolge zusätzliche Anstöße, nachhaltige Geschäftsreisen zu etablieren. Die intrinsische Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann zudem durch bessere Hospitality-Optionen, etwa in Form von Upgrades (59 %) oder finanziellen Anreizen (48 %), wertgeschätzt werden. Jeder Beitrag hilft uns, die Umweltbelastung zu reduzieren.

Das vergangene Jahr hat uns deutlich vor Augen geführt, dass Handlungsbedarf besteht – und vor allem, wo er besteht. Unternehmen müssen das Thema Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen vorantreiben, allem voran bei ihren Geschäftsreisen. Hier schlummert viel Potenzial, das Unternehmen mithilfe digitaler Tools ausschöpfen können.

Das Tracking der CO2-Bilanz schafft als Basismaßnahme eine klare Perspektive, um berufliche Reisetätigkeit umweltbewusst zu gestalten und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Anstatt in alte Muster zurückzufallen, heißt es jetzt mehr denn je, Innovationsgeist zu beweisen und so langfristig und verantwortungsbewusst im Wettbewerb zu bestehen.

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